Zahnarztpraxis Knut Amberg, Sollner Strasse 44a, 81479 München, Tel.: 0049 / 89 / 79 88 99, email: info@solln44.de, Anfahrtskarte

 

 

 

Die Angst liegt nie in den Dingen selbst, sondern darin, wie man sie betrachtet.

Antonio di Mello

 

 

 

 

 

 

Zahnarztangst ist in unserer Bevölkerung weit verbreitet, so haben laut Studien aus dem Jahr 2000 60-80% der Menschen Angst vor Zahnbehandlungen. Bei 20% ist diese Angst extrem stark ausgeprägt und 5% sind so stark betroffen, daß auch trotz Schmerzen und Zahnverlust nicht zum Zahnarzt gehen. Im Alter zwischen 20 und 40 Jahren ist diese Angst am stärksten ausgeprägt, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind.

 

Diese Angst vor dem Zahnarztbesuch  ist umso größer, wenn weitere psychische Probleme hinzukommen, so sind Menschen ohne familiären oder sozialen Rückhalt stärker von solchen Ängsten betroffen. Menschen mit stark ausgeprägten Ängsten haben auch häufig Alkohol und Drogenprobleme.

 

Die Angst zeigt sich auch körperlich in Form von Zittern, Schwächegefühl, Übelkeit, flacher Atmung und Verkrampfungen. Ein psychisch bedingter Blutdruckabfall oder eine Ohnmacht ist selten, kann aber auch vorkommen.

Viele betroffene Patienten sehen als einzigen Ausweg, nicht mehr zum Zahnarzt zu gehen. Da der Mund aber außergewöhnlich wichtig für das  zwischenmenschliche Zusammenleben ist, ist das aber auf Dauer keine Lösung.

Diese Patienten gehen dann nur zum Zahnarzt wenn die Schmerzen unerträglich werden. Wenn das allerdings der Fall ist, bekommt der Zahnarzt auch Schwierigkeiten den betroffenen Zahn zu betäuben. Für eine gute Schmerzausschaltung bedarf es dann speziellen Methoden, die unter Umständen sehr Zeitaufwending sind und vor allem einen kooperativen Patienten vorraussetzen. Da diese Patienten sich aber in einer extremen Stressituation befinden ist es für sie oft nicht möglich mitzuarbeiten (z.B. den Mund weit zu öffnen) und  sind nur schwer oder gar nicht von ihren Schmerzen zu befreien. Durch diese Verkettung werden Zahnarztbesuche für solche Menschen sehr traumatische Erlebnisse und die Angst wird noch größer.

Der "Ausweg" nicht zum Zahnarzt zu gehen erweist sich somit als Ursache für das ganze Problem.

 

Gründe der Angst

 

Die Gründe der Angst gehen über Angst vor Schmerzen, Spritzen und den Geräuschen bis hin zu Angst vor  Kontrollverlust oder Ohnmacht. Meistens übertragen die Eltern ihre Ängste während der frühen Kindheit auf ihre Kinder. Dazu gehört nicht nur die Angst vor Spritzen und vor Zahnärzten sondern auch Angst vor Hunden, Spinnen, Wasser usw. Wenn die Eltern entspannt mit dem Thema umgehen und frühzeitig die Zähne ihrer Kinder untersuchen lassen (ab dem ersten Zahn!), kommt es normalerweise gar nicht zu Schmerzen und Ängsten bei den Kleinen.

Frühere sexuelle Übergriffe können auch die Ursache für die Angst vor dem Zahnarzt sein. Dadurch, das sich die Betroffenen in die Angst hineinsteigern stufen sie den Zustand ihrer Zähne schlimmer ein als er ist und der  befürchtete Behandlungsbedarf stimmt nicht mit der Realität überein.

 

Es gibt 4 unterschiedliche Angsttypen bezogen auf Dental- oder Oralphobie

 

-  konditionierte Phobie (46,9%)

    Diese häufigste Form von Zahnarztphobie lässt sich auf ein negatives Erlebnis (z.B. große Schmerzen) beim Zahnarzt zurückführen

- Angst vor Katastrophen (7,8%),

   Angst vor verbluten oder dem Tod stehen in keinem realen Zusammenhang mit Erlebnissen des Patienten, kommen dem Patienten aber real vor und sollten ernst        

    genommen werden.

- generalisierte Angst(19,4%)

   Menschen mit generalisierter Angst sind auch in vielen anderen Situationen sehr ängstlich

- Misstrauen gegenüber Zahnarzt(9,9%).

 

Auswege

 

Das wichtigste ist die Änderung der Einstellung des Patienten bezüglich seiner Zahn und Mundgesundheit. Der Zahnarzt sollte als Partner wahrgenommen werden, der einen dabei unterstützt ein Leben lang gesunde Zähne zu behalten. Zahnpflege und Zahnarztbesuche können als "Wellness" gesehen werden, es muss nicht weh tun und kann sogar angenehm sein.

Wichtig ist ein Zahnarzt der auf seinen Patienten eingeht und dessen Bedürfnisse respektiert. Auch sehr ängstlichen Patienten kann man oft mit ganz einfachen Mitteln die Angst nehmen und sie "normal" behandeln.

 

Kindheit

Der wichtigste Ansatzpunkt ist im frühen Kindesalter das Verhalten der Eltern. Hier sollten unbedingt negative Erlebnisse beim Zahnarzt vermieden werden und das geht nur durch bewußten und aufgeklärten Umgang mit dem Thema Mund und Zähne. Das tägliche Zähneputzen kann für die Kinder ein gemeinsames familiäres Ritual sein und das kann auch Spaß machen. Eine gesunde Ernährung sollte auch selbstverst&suml;ndlich sein. Zahnerkrankungen haben meistens bakterielle Ursachen und sind somit ansteckend! Schlechte Mundhygiene und desolater Gebisszustand der Eltern erhöhen das Kariesrisiko der Kinder enorm. Mit Erzählungen oder "Gruselgeschichten" vom Zahnarzt richten Eltern oft einen größeren psychischen Schaden an als sie sich vorstellen können.

Frühzeitige Zahnarztbesuche (ab dem ersten Zahn) verhindern traumatische Erlebnisse. So können die Kleinen das neue Umfeld, die Geräusche usw. kennenlernen.

 

Hypnose

Der Hypnose wird in diesem Zusammenhang oft als Wundermittel erwähnt. Funktionieren kann sie allerdings nur mit sehr kooperativen Patienten, die viel Zeit in die Behandlung und somit in ihre Zahngesundheit investieren und das ist schon die beste Therapie für diese Menschen. Diese Methode kann Angstpatienten tatsächlich Entspannen und die Angst größtenteils nehmen. Das wichtigste hierbei ist eine entspannte Atmosphäre und ruhige Behandlung. Leider funktioniert das nicht bei jedem Menschen, der Patient muß für solche Methoden offen sein und sich darauf einlassen.

 

Vollnarkose

Die Behandlung unter Vollnarkose stellt den letzen Ausweg dar. So eine Behandlung ist eine enorme Belastung für den Körper und birgt große Risiken. Sie sollte, wegen kleinen Eingriffen wie einer Zahnentfernung  nur Abwägung dieser Risiken (z.B. Kreislaufkollaps, Herzstillstand) erfolgen.

Bei einigen Patienten kann das aber im Rahmen einer Totalsanierung die richtige Lösung sein. Wichtig hierbei ist allerdings auch eine kompetente Nachbehandlung um die Ursache des Problems/der Beschwerden zu beseitigen. Das bedeutet regelmäßige Kontrollen, Verbesserung der Mundhygiene und professionelle Zahnreinigungen.

 

Psychologische Unterstützung

Das Erkennen und Anzuerkennen, das es sich bei unbegründeten Angstzuständen um psychische Erkrankungen handelt ist der wichtigste Schritt. Häufig kommen zu diesen Ängsten Depressionen und andere psychische Krankheiten hinzu bei denen professionelle Hilfe notwendig wird. 

 

 

 

 

 Knut Amberg                                                     

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